Falls nicht, dann solltest du eine:r werden!
Buchreihen und -serien erfreuen sich großer Beliebtheit. Das kannst du dir als Autor:in zu nutze machen und dein eigenes Buchuniversum erschaffen.
Warum sich eine Reihe lohnt
Der offensichtlichste Vorteil für Autor:innen ist, dass bei einer Buchreihe eine Idee in mehrere Bücher gegossen werden kann. Dadurch können Welten, Charaktere und Handlungsstränge weitaus komplexer ausgebaut werden, da man nicht alles in ein Buch pressen muss.
Zudem schafft man mit einer Buchreihe eine viel engere Leserbindung und kann sich somit nachhaltiger eine Fanbase aufbauen. Die Leser:innen fiebern mit und wollen wissen, wie sich die Welt und die Charaktere weiterentwickeln. Dadurch ergibt sich noch ein positiver Effekt: Bei jeder Veröffentlichung eines neuen Bands, wird die ganze Reihe gepusht. Neue Leser:innen werden auf die Reihe aufmerksam, kaufen sich den ersten Band und werden so zu neuen Fans.
Braucht es ein bestimmtest Genre?
Klares Nein an dieser Stelle!
In einigen Genres ist das Format einer Reihe verbreiteter (z. B. Romance, Fantasy & Krimi) und bei manchen eignet sich eine Buchserie vielleicht besser (z. B. Dystropien), aber Allgemein kann man in jedem Genre eine Buchreihe schreiben.
Muss ich plotten?
Meine Antwort zur Frage: Nein, man muss zum Schreiben einer Reihe kein Plotter/keine Plotterin sein.
Aber: Man kann sich nicht völlig dem Dasein als Pantser/Bauchschreiber hingeben.
Die Gründe dafür sind, dass man bei jedem Buch die Vorgeschichten der Charaktere und des Settings beachten muss. Zudem ist es nötig, für ein komplexe Beziehungen zwischen den Charakteren und eventuelle Abhängigkeiten in den Handlungen einen zumindest groben Richtungsplan zu haben. Besonders, wenn die Buchreihe auf ein großes Ziel oder einen großen Showdown hinarbeiten soll.
Ich persönlich bin ein Pantser, weiß aber dennoch, wohin die Reise meiner Reihen gehen soll. Ich entwickle die eigentliche Handlung jedes Buchs beim Schreiben, so habe ich schon geplante Bücher verworfen, die Reihenfolge geändert oder ganze Charakter-Entwicklungen umgeschrieben. Dieses Vorgehen erfordert eine gute Datenbank, die man laufend pflegen muss, da man sonst Anschlussfehler riskiert.
Tipps
Mehrere Handlungsstränge
Jedes Buch in der Reihe hat seine eigene Handlung – klar.
Doch für den Leser und die Leserin ist es spannender, wenn sich „im Hintergrund“ einer Reihe etwas entwickelt. Das kann ein übergreifendes Thema wie ein Konflikt oder ein Problem sein, das sich aufbaut und in späteren Bänden dann gelöst wird (oder auch nicht). Oder es gibt immer einen Nebencharakter, der sich langsam weiterentwickelt und dann endlich sein/ihr eigenes Buch bekommt.
Wo eine Serie so gut wie immer auf einen großen Showdown hinarbeitet, ist das bei einer Reihe eher optional – dennoch profitieren beide davon.
Easter Eggs
Der Begriff kommt aus der Gaming-Szene und beschreibt kleine Details, die aufmerksamen Spielern:innen auffallen und über die sie sich freuen. Auch in Büchern kann man solche Details einbauen.
Gleichzeitig können solche Hinweise auch bei in der Grundhandlung über mehrere Bücher und bei der Charakterentwicklung eingesetzt werden, um künftige Lösungswege anzudeuten (statt dann als plötzliches und leider oft plumpes „deus ex machina“ einzusetzen).
Design
Bei Reihen ist ein einheitliches Coverdesign unablässig.
Es steigert den Widererkennungswert bei den Lesern:innen und unterstützt den Aufbau einer Marke. Das einheitliche Design lässt sich beim Merchendise fortsetzen und hilft zudem bei der Widererkennung auf Social Media.
Veröffentlichungsrhythmus
Hier sind sich die Leser:innen einig: Keine großen Abstände!
Gespräche mit Lesern:innen haben mir immer wieder gezeigt, dass große Abstände zwischen einzelnen Teilen nicht gewünscht sind. Die maximal akzeptierte Wartezeit lag bei zwölf Monaten, besser waren drei bis sechs Monate. Oft habe ich gehört, dass doch bitte erst alles geschrieben werden soll, um die Reihe dann innerhalb eines kurzen Zeitraums zu veröffentlichen.
Letzteres ist zwar für die Leser:innen angenehm, aber für Autoren:innen nicht empfehlenswert – aus ökonomischer als auch zeitlicher Sicht. Zumindest, wenn man mehr als zwei oder drei Teile für eine Reihe plant. Floppt nämlich der erste Band, dann sind die Folgebände für die Tonne geschrieben worden.
Ich persönlich veröffentliche alle sechs Monate einen neuen Teil pro Reihe (da ich zwei Reihen parallel schreibe, komme ich so auf vier Releasetermine im Jahr). Dabei arbeite ich mit einem Trick: Ich habe meist schon den neuen Teil fertig, wenn der nächste bereits erscheint. So komme ich nicht in Zeitnot und habe dennoch genug Zeit zum Überarbeiten und auch mal „liegen lassen“.
Wissen, wann Schluss ist
Jeder kennt Negativbeispiele, sei es bei Büchern oder Filmen/Serien, dass Fortsetzungen „erzwungen“ werden, obwohl die übergreifende Haupthandlung bereits beendet ist. Alles nach dem großen Showdwon wirkt dann wie „ausgelutscht“ und enttäuscht die Leser:innen.
Man sollte also als Autor:in wissen, wann Schluss ist und das Grundmaterial nicht „mehr hergibt“. Auch dann, wenn man selbst vielleicht sehr an den Charakteren hängt.
Aber: Wenn eine Reihe endet, kann eine andere starten!
Und niemand verbietet einem, nach einiger Zeit einen Sammelband mit zusätzlichen Kurzgeschichten oder ähnliches zu veröffentlichen.
Last but not least – der finanzielle Aspekt.
Wenn sich eine Reihe monetär nicht auszahlt, dann muss man sie beenden. Besser, die eigene Zeit und kreative Energie in ein neues Projekt stecken, als sie mit einem mäßigen oder gefloppten Reihe zu verschwenden.
Exkurs: So plane ich eine neue Reihe
Mittlerweile plane ich schon meine vierte Reihe und gehe dabei grob nach diesem Schema vor.
Am Anfang steht die Grundidee
Mit ihr beginnt alles. Der erste Einfall muss dabei nicht zwingend eine konkrete Handlung sein. Manchmal hat man zuerst einen Charakter, manchmal ein bestimmtes Setting, manchmal das große Problem, welches die gesamte Reihe durchzieht. Egal was es ist, bei mir steht immer diese Grundidee am Anfang und um diese herum baue ich meine Reihe auf.
Gegenspieler festlegen
Keine gute und spannende Reihe ohne eine:n Gegenspieler:in. Das muss kein einzelner Mensch sein – es kann sich dabei auch um eine Organisation handeln, einen Krieg, ein globales Problem, einen Umweltfaktor, ein Virus etc. Selbst bei Liebesromanen gibt es immer den einen Grund (oder mehrere), warum das Paar nicht zusammen sein kann.
Weltenbau
Jede Romanwelt muss gebaut werden – ganz egal, ob man einen High-Fantasy-Roman schreibt oder einen Regionalkrimi.
Spielt die Reihe in unserer Zeit und ohne den Einfluss von Fiction im klassischen Sinne, dann hat man es vergleichsweise einfach und kann die Welt anhand eines realen Orts aufbauen. Bei den High-Fantasy und Science-Fiction Reihen muss schon mehr Arbeit investiert werden, um eine logische Welt zu erschaffen, in der die Charaktere ihre Abenteuer erleben. Dazwischen sind alle möglichen Abstufungen möglich.
Schlusswort
Ich hoffe, du konntest einen guten Einblick erhalten, was es als Autor:in bedeutet, eine Reihe oder eine Serie zu schreiben. Für mich selbst ist es nicht nur die beste Strategie für mein Business, sondern auch meine liebste Form zu schreiben. Ich kann mehr Zeit mit meinen Protas verbringen, sie immer wieder begleiten und sehr viel komplexere Handlungen gestalten, als wenn ich nur ein Buch lang Zeit habe.
Also, worauf wartet ihr?
Werdet zu Serientätern:innen!